Eine wunderschöne Geburtsgeschichte

 

Wenn das Baby zuhause kommen will…eine ungeplante Alleingeburt 

Ich bin eine freie Doula, begleite und unterstütze Frauen in ihrer Schwangerschaft und stehe ihnen bei ihrer Geburt bei, egal wo sie gebären möchten.

So war es auch an einem Freitag. Geplant war es, dass meine Klientin mich anruft, wenn die Wehen da sind und wir uns absprechen, wann wir uns im Krankenhaus treffen werden.

Da das gewünschte Krankenhaus aber voll belegt war, sagten die Hebammen aus dem Kreissaal, sollte sie sich Badewasser einlassen und auf richtige Wehen abwarten und nochmal anrufen. Sie war sich aber als Erstgebärende unsicher ob sie es noch ins gewünschte Krankenhaus schafft und wollte mit mir gegeben falls ist nächst liegende Krankenhaus fahren. Deshalb machten wir aus, dass ich erstmal zur Ihr kommen sollte und sie dann mit der Badewanne fertig wäre, um dann gemeinsam losfahren zu können. 

Also fuhr ich kurz nach 2 Uhr nachts nach einem Telefonat mit ihrem Mann los, der sich nochmal versicherte ob ich losgefahren bin und ob ich meine Doulatasche auch eingepackt hätte. 

Als ich ankam fand ich die Gebärende Frau schon gut wehend in der Badewanne vor. Sie war auch noch guter Dinge und ich schlug ihr vor sich anzuziehen und in ihr Wochenbettzimmer zu gehen, wo sie in Ruhe entscheiden könnten in welches KH sie denn jetzt fahren möchten.

Dort angekommen, die Wehen waren schon regelmässig, alle 4 Minuten, wollte sie sich aber lieber sich in den Wehenpausen mal kurz ausruhen. Der Mann bereite mit Handtücher das Auto für die Überfahrt vor. Da die Fruchtblase ja noch platzen konnte, wollte er alle Sitze geschützt wissen. Er packte auch die Kliniktasche ein und versorgte den Hund. In dieser Zeit war ich für die Gebärende da und sie musste nicht allein die Wehen veratmen. Ich gab ihr zu trinken und massierte ihren Rücken mit Geburtsöl. Der Mann rief in der Zwischenzeit nochmal die Wunschklinik an, aber sie gingen nicht ans Telefon, Wahrscheinlich war der Kreissaal total überlastet, wie es gerade in allen Kliniken der Fall ist, da es immer weniger gut zu erreichende Geburtskliniken gibt, indem die Frauen nach ihren Wünschen gebären können. Na gut, dann fahren wir in das nächstliegende KH, sagte der werdende Vater. Die Frau verneinte wehement im ganzen Sinne des Wortes. Immer wenn er davon sprach loszufahren, schüttelte eine heftige Wehe die Gebärende. 

Um 3.36 Uhr ging der Schleimpfropf mit einer Zeichnungsblutung ab und wir wussten der Muttermund öffnet sich. Das Baby drückte und schraubte sich ins Becken rein.

Irgendwann meinte ich scherzhaft, dass das Kind wohl zuhause kommen möchte und sagte sie als werdene Eltern müssen nun entscheiden ob sie sich eine Hausgeburt zutrauen. Ich sagte das ich keine medizinische Ausbildung dafür habe und legendlich nur als gute Freundin agiere und weiterhin für sie da sein werde. Ich sagte auch das es ihre alleinige Entscheidung ist und ich ihre Entscheidung respektiere und egal wie sie sich entscheiden, ich einfach für SIE da bin. So tat ich, alles was ich konnte und bestens Gewissens und Wissens das Sie es alleine zuhause schaffen würde, ein Kind zu gebären.

Ich selbst habe 4 Hausgeburten gehabt und hatte die Alleingeburt meiner Mutter als 6jährige miterlebt, begleitete einige Geburten im Geburtshaus, im KH und zuhause und hatte vertrauen in Ihre Gebärkraft und sah das es ihr gut ging. 

So vergingen die Stunden voller Hoffnung und Wellen veratmen, ausruhen, trinken, Musik hören, kuscheln, Becken kreisen, massieren, Stellungen ausprobieren, Traubenzucker lutschen, beten, tönen, atmen, Kraft sammeln, Sonnenaufgang anschauen, lüften, Kaffee kochen, schreiben, lesen, reden, lachen, stillsein, auf die Uhr sehen und merken das es voran geht.

Gegen morgens lies werdene Vater den Hund raus und rief nochmal im KH an, ob jetzt der Kreissaal leerer geworden wäre und sie sagten jetzt dürften wir kommen, doch als der Papa wieder ins Geburtszimmer kam, sah ich schon die Fruchtblase wie ein Mützenzwipfel vorm Kopf des Babys rauskommen und ich sagte dem Papa der Kopf kommt gleich. Das gab uns allen nochmal Kraft und Zuversicht das die Kleine mitmachte und es weiterging.

Um 8.56 Uhr hatte sie dann alle 2 min Wellen. Sie hatte mittlerweile schon Pressdrang und entleerte erstmal ihren Darm.  

Als ihr Muttermund wahrscheinlich vollständig geöffnet war, sagte ich ihr dürfte sie in die Hocke gehen und mit der Welle mittönen und mitgehen, was sie sowieso alles instinktiv mitmachte. Ich sagte ihr das ihr Körper das alles intuitiv und instinktiv kann und sie einfach mitmachen dürfe. Es war nur eine kleine Erinnerung und ein Mutmachen. Einfach weiter atmen und alles rauslassen auch die Sch… und alles, und alle Worte die ihr einfallen:,, sie sagte immerzu sch…, sch… und oh Gott, oh Gott!’’

Ich sagte darauf: ja der liebe Gott ist hoffentlich bei uns und seine Engel und Mutter Maria und deine Mutter und Mutter Erde und wer sonst uns hierbei hilft.„Und sie sagte: ich pack es nicht und ist jetzt der Punkt wo die Frau nach einer PDA schreit? Ich sagte ja aber jetzt würdest du keine mehr bekommen, weil der Kopf kommt.’’

Und so war es ich sah aber nur die Fruchtblase zuerst, die kleine hatte eine Glückshaube und das machte es für die Erstgebärende so anstrengend. Und die Kleine hatte die Hand am Gesicht was auch es bisschen schmerzvoller für sie machte, aber sie riss nirgends ich hatte ihr Damm mit Dammöl gut einmassiert und mit Kaffeekompressen bei jeder Welle gehalten.

Sie krallte sich an den Bettrahmen und ging bei jeder Welle tönend in die Hocke. Ihr Mann hielt sie auch fest, weil ihr Beine schon schwach waren. Sie waren beide so ein tolles Paar!

Immer wenn eine Welle kam schrie sie mich an, ich sollte ihr Damm halten und ihr Mann hielt sie in den Armen auch. Wir waren in diesen Augenblick ein eingespieltes Team und die Gebärende machte die Regeln und war sich ihrer Kraft auf einmal so bewusst, das ich wusste wir können nur gewinnen.

Um 11.07 Uhr war der Kopf geboren und das Baby hatte noch die Augen geschlossen und sah aus wie klein Buddha. Mit der nächsten Welle kam die erste Schulter, sie röchelte und fing an zu atmen. Dann kam mit der nächsten Welle der ganze Körper rausgeflutscht, mit ganz viel Fruchtwasser und die Fruchtblase hing noch am Körper als die Mama und der Papa das Kind empfing. Den Papa holte ich vorher zu mir hinter die Gebärende damit er mit das Kind auffangen konnte und wir es der Mama gaben. Er sprang danach auf suchte sein Handy für die Geburtszeit, es war genau 11.11 Uhr, was für eine verrückte Zeit! 

Die Kleine war geboren!! Sie war sofort rosig und versuchte zu atmen, weil sie soviel Fruchtwasser im Mund und in der Nase hatte saugte ich sie kurzerhand schnell mit meinem Mund ab, während die frische Mama es festhielt. Wir bestaunten das Wunder und ich lies die frischgeborenen Eltern erstmal mit ihrem Wunder allein. 

Sie hat es geschafft!!! Sie haben es geschafft!! Wir hatten es ganz ohne medizinische Hilfe geschafft!!

Doch nun war die Geburt noch nicht zu Ende die Plazenta musste noch geboren werden. Ich gab ihnen eine Stunde dann probierten wir es, das sie aufstand und mit drückte, doch die Plazenta wollte nicht kommen. Dann fiel ihr die Nummer einer Nachbarin ein, die Hebamme ist, ob sie nicht paar Tipps für uns hätte, sie sagte kurzerhand sie kommt vorbei um auf der sicheren Seite zu sein und sich selbst ein Bild zumachen. Als sie kam war die kleine gerade das erste Mal an der Brust und saugte heftig das dem Mutterkuchen auch das Signal gab sich mal endlich zu lösen. Die Hebamme drückte gleich auf dem leeren Bauch der frischen Mama, um festzustellen das der Mutterkuchen sich gelöst hat. Dann befahl sie der Mama aufs Klo zu gehen, weil auch eine volle Blase dazu beiträgt das der Mutterkuchen nicht an der vollen Blase vorbeikommt und vielleicht den weg nach draussen nicht findet. 

Auch sieht man zu spät wohlmöglich innere Blutungen, wenn die Plazenta noch nicht vollständig draussen ist.

Vorher durfte die Mama noch die Nabelschnur durchschneiden, mit ihrer eigenen Nähschere. Da die Hebamme keine Geburten mehr machte, hatte sie die Nabelschere und Nabelklemmen aus ihren Hebammenkoffer aussortiert. Auf dem Klo flutschte dann die Plazenta heraus und die Geburt war vollbracht. Erst wenn die Plazenta da ist, ist die Geburt zu Ende und dann darf man ihr erst gratulieren, sagen die Hebammen.

Die Hebamme machte ihren Job gut und auch gleich die U1 mit. Die Kleine wog 3530g war 54cm gross und hatte ein Kopfumfang von 35cm. Dann wurde die Kleine angezogen und ich hielt sie während die Hebamme sich noch die Vagina ansah um mögliche Verletzungen zu versorgen. Aber da die Mama alles so gut gemeistert hatte ohne Stress und ohne Interventionen und nur instinktiv auf ihr Körper reagiert hat, trug sie keine Verletzungen davon. Na gut, vielleicht auch weil ich ihr Damm mit Kaffeekompressen hielt und ihr eine gute Unterstützung körperlich, mental und emotional, ihr positives Mindset bot, und ihr das Recht gab, selbst zu entscheiden welchen Geburtsort sie wählt und wie sie gebären möchte ( zB: ohne Wehentropf ,ohne PDA, ohne Fruchtblase öffnen, ohne Saugglocke, ohne nicht gefragten Dammschnitt, ohne Befehle zum pressen). 

Und das wollte sie in Ihrem Haus, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte, mit ihrem Mann an ihrer Seite und mit ihrer ausgewählten Doula. 

Diese ihr alle Zeit der Welt schenkte, die sie und das Baby brauchte, um in Liebe geboren zu werden.

 

 

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